Verkehrsclub Deutschland

VCD Archiv zum Verkehr in der Region Siegen-Wittgenstein und Olpe 1989 - 2023

Achim Walder

Projektstudie Job-Ticket für Westfalen-Süd

Untersuchung im Auftrag der Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen
und der BUND Kreisgruppe Siegen

'Das Oberzentrum Siegen in seiner Attraktivität steigern'. Dieses Ziel hat sich die Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen e.V. zur Aufgabe gemacht und will durch die Umsetzung verschiedener Projekte aus den unterschiedlichsten Bereichen dazu beitragen.
Ein Arbeitsschwerpunkt stellt bei der Umsetzung immer wieder die Park- und Verkehrssituation in Siegen dar. Gibt es doch nicht zuletzt aufgrund der verkehrlichen Entwicklung in der Krönchenstadt immer neue Impulse und Anregungen für eine Verbesserung der angespannten Situation. Unter dem Motto der 'Bündelung aller relevanten Kräfte' wurden verschiedene Initiativen einzelner Unternehmen und Organisationen, die sich bereits mit der Einführung eines 'Job-Tickets' oder anderer ÖPNV-Angebote für die Arbeitnehmer beschäftigt haben, in der AG 'Job-Ticket' zusammengeführt. Denn insbesondere dann, wenn Nachfrage nach solchen ÖPNV-Angeboten gebündelt werden, können interessante Konditionen für Anbieter und Nachfrager erzielt werden.
Aus diesem Anlaß gründete sich im Rahmen des Stadtmarketingsprojektes eine Arbeitsgruppe aus Vertretern der Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen e.V., der IHK Siegen, dem EHV Südwestfalen, dem BUND, der Sparkasse Siegen, der VWS AG, der Westfalen Bus GmbH, der Deutschen Bahn AG sowie Mitarbeitern der Stadt Siegen und des Kreises Siegen-Wittgenstein. In dieser Arbeitsgruppe wurden zunächst Konzepte aus anderen Städten gesichtet, Anregungen über Konditionen sowie potentielle Teilnehmer aufgenommen und Umsetzungsaspekte erarbeitet. Im Hinblick auf konkrete Verhandlungen bzgl. der Konditionen eines 'Job-Tickets' für Arbeitnehmer in Siegen kam man zu dem Ergebnis, daß nur eine Analyse der Nachfrageseite durch eine Fragebogenaktion zur Einführung eines Job-Tickets in Siegen für alle Beteiligten qualifizierte Informationen als Basis für weitere Verhandlungen liefern kann.
In gemeinsamer Arbeit entstand ein vierseitiger Fragebogen mit 48 Fragen zu den Themen: Fahrtstrecken, benutzte Verkehrsmittel, Kosten, Parksituation, Job-Ticket-Konditionen, Fahrtzeiten und mögliche Hinderungsgründe für eine ÖPNV-Nutzung. Außerdem erhielten die Befragten die Möglichkeit, Anregungen zu einer Verbesserung des ÖPNV´s abzugeben, die von den Anbietern aufgenommen und umgesetzt werden können.
Dieser Fragebogen wurde durch die Sparkasse Siegen 4000-fach vervielfältigt und im September und Oktober 1995 von der GSS e.V. an ausgewählte Unternehmen und Verwaltungsbereiche in den Stadtteilen Siegen-Mitte, Weidenau, Geisweid, Eiserfeld, Kaan-Marienborn und Niederschelden ausgeteilt. Der Verteilschlüssel orientierte sich dabei an der vorhandenen Unternehmensstruktur im Hinblick auf Branchen und Arbeitnehmerzahl nach Stadtteilen, um eine gewisse Repräsentativität für die untersuchten Gebiete zu erreichen. Leider konnten sich aus internen Betriebsgründen nicht alle angesprochenen Unternehmen zu einer Teilnahme entschließen. Die Verteilung an die Mitarbeiter sowie die Rücksammlung erfolgte durch die Unternehmen, die die ausgefüllten Fragebogen dann wieder an die Gesellschaft für Stadtmarketing Siegen e.V. zurückgaben.
Eine kleine Arbeitsgruppe erfaßte die Fragebogen mittels eines PC-Erfassungsprogrammes, strukturierte die Ergänzungen und Anregungen der Teilnehmer und wertete die Ergebnisse der rund 1600 ausgefüllten Fragebogen zu der nachfolgenden Analyse aus. Diese Ergebnisse bilden nun die Grundlage für die weitere Konzeption eines Job-Tickets oder eines anderen ÖPNV-Angebotes für die Siegener Arbeitnehmer.

Punkte der Untersuchung - Jobtiket für Südwestfalen

Beurteilung und Wertung der Ergebnisse:

Die große Zahl von zurückgesandten Fragebögen zeigt, daß ein großer Teil der Arbeitnehmer an einer Lösung der Verkehrsprobleme in Siegen interessiert ist. Durch die zu erwartende Parkraumbewirtschaftung von öffentlichen Parkplätzen an Landesbehörden wie UNI, Gericht, Finanzamt, etc. wird der Wunsch nach Alternativen zum MIV noch stärker werden.

Für den aus verkehrspolitischer und städtebaulicher Sicht gewünschten Umstieg auf Verkehrsmittel des Umweltverbundes sind folgende Verbesserungen notwendig:

  • Beschleunigung des Busverkehrs durch Busspuren und weitgehende Abschaffung des Einzelfahrkartenverkaufs im Bus, Verkürzung der Fahrgastwechselzeiten durch Ein- und Ausstieg an allen Türen.
  • Tarifverbund zwischen Bus und Bahn: Es ist für den Benutzer öffentlicher Verkehrsmittel nicht einsichtig, daß er zwei Fahrscheine kaufen muß, und nicht frei das schnellere Verkehrsmittel wählen kann.
  • Ausbau von Bike&Ride-, Park&Ride-Plätzen entlang der Bahnstrecken: Denn hier ist der Umsteigeeffekt stärker als an den bisherigen P&R-Plätzen im Stadtgebiet Siegen. Ein weiterer Bedarf kann mit der Einführung einer Verbundfahrkarte erwartet werden, wie Untersuchungen zum Verkehrsverhalten der Studenten an der UNI-Siegen nach Einführung des Semester-Tickets als Verbundfahrkarte gezeigt haben.
  • Integrierter Taktfahrplan für Bus und Bahn: Anschlüsse an den Umsteigepunkten müssen besser aufeinander abgestimmt werden, Erweitern der Verkehrszeiten und Fahrplanverdichtungen auch in den Schwachlastzeiten, Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Netphen-Deuz nach Siegen für den Personenverkehr, Einrichtung weiterer Schnell/Regionalbuslinen.
  • Bessere Informationen über Fahrzeiten, Erstellung persönlicher Fahrpläne: Wie von der DB-AG schon praktiziert, sind kleine handliche Fahrpläne, die nur die benötigte Fahrroute enthalten, notwendig.
  • Fahrgastinformationen an den Umsteigestellen durch Inforufsäulen: Ein Busfahrgast muß über Verspätungen wie bei der Bahn informiert werden.
  • Verbesserung der Ausstattung von Bushaltestellen mit Wartehallen, Bänken und gegebenenfalls mit Fahrradständern.
  • Einführung einer Umweltfahrkarte sowie Ausweitung und Verbilligung der City-Karte.
  • Verwirklichung des Job- und Firmen-Tickets für das Gebiet des Zweckverbandes 'Personennahverkehr Südwestfalen' und dem Verkehrsgebiet der Verkehrsbetriebe Westfalen Süd (VGWS), die Kreise Siegen-Wittgenstein und Olpe umfassend: Der Preis für einen Monat sollte zwischen 25.- bis 35.-€ liegen.
  • Für die angrenzenden Gebiete, Kreis Altenkirchen und Lahn-Dill-Kreis, müssen für das Job-Ticket Übergangstarife eingerichtet werden.
  • Deutlich zeigt sich die Fehlplanung von P&R in Siegen. P&R-Parkplätze alleine bringen keinen Umstieg auf den ÖPNV. Bei der Planung wurde nicht das Angebot im ÖPNV und weitere Rahmenbedingungen berücksichtigt. Besser funktionierende Systeme gibt es in vielen anderen Städten. P&R Parkplätze werden nur angenommen wenn z.B. der Zeitverlust durch das Umsteigen mit der Schnelligkeit des ÖPNV wieder aufgeholt wird und das Parken erschwert wird. 'Parkdruck' ist die erste Nennung bei Gründen für ein erfolgtes Umsteigen auf den Umweltverbund. Die Folgen zusätzlicher Stellplätze (City Galerie: 1500, Uni-GH Siegen: 400, Karstadt: 400). Deshalb werden die P&R-Parkplätze an den Bahnstrecken stärker nachgefragt als an Buslinien.

Eine konsequente Umsetzung dieser Punkte wird die Belastung der Siegener Innenstadt durch den MIV mindern und zu einer besseren Akzeptanz des Umweltverbundes führen.

Als Ergebnis kann die Einführung des Job-Tickets für Südwestfalen zum 1. Februar 1996 angesehen werden.

Dokumentation - Jobtiket für Südwestfalen

Zu dieser Untersuchung ist 1995 eine Dokumentation unter dem Titel Job-Ticket erschienen, in der die Ergebnisse zusammengefaßt sind, erläutert mit Grafiken und Tabellen.

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Herausgeber
Redaktion: Achim Walder - Ingrid Walder
Text: Achim Walder und Freunden
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