1997
Die VCD-Untersuchung im Auftrag der SPD-Wenden konzentrierte sich auf die Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in der Gemeinde Wenden im Kreis Olpe. Angesichts der geografischen Lage der Gemeinde, die aus 16 Ortschaften im Süden des Sauerlands besteht, wurde insbesondere die Integration von Anrufsammel-Taxis (AST) und BürgerBussen als potenzielle Ergänzungen zum bestehenden ÖPNV-System analysiert. Die Gemeinde Wenden zeichnet sich durch eine Mittelgebirgslandschaft mit Höhenlagen zwischen 320 und 510 Metern aus, was spezifische Herausforderungen für die Mobilität der Bewohnerinnen und Bewohner darstellen kann. Das Anrufsammel-Taxi wurde als flexible Lösung betrachtet, um auf individuelle Fahrtbedürfnisse in Gebieten mit geringerem Fahrgastaufkommen einzugehen. Hierbei wurde besonders darauf geachtet, wie der AST-Service optimal in das bestehende Verkehrsnetz integriert werden kann, um eine nahtlose Mobilität für die Einwohner zu gewährleisten. Der BürgerBus wurde als weitere Möglichkeit in Betracht gezogen, um die Mobilität in der Gemeinde zu verbessern. Dieses bürgerschaftlich organisierte Verkehrsmodell könnte dazu beitragen, die verschiedenen Ortschaften miteinander zu verbinden und den Bürgerinnen und Bürgern eine zusätzliche Transportoption zu bieten. Die Ergebnisse der Untersuchung sollen als Grundlage dienen, um konkrete Empfehlungen für die Optimierung des ÖPNV in der Gemeinde Wenden zu entwickeln. Ziel ist es, eine ganzheitliche und bedarfsgerechte Mobilitätslösung zu schaffen, die den Anforderungen der Bevölkerung und der geografischen Gegebenheiten gerecht wird.
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In kleineren Gemeinden wie Wenden haben sich in den letzten Jahren die Verkehrsprobleme dramatisch verschärft. Der Autoverkehr in der Gemeinde dominiert zunehmend, während die Mobilität für Nicht-AutonutzerInnen (ältere Menschen, besonders Frauen, Kinder und Jugendliche) eingeschränkt ist. |
Forderungen der Wendener Bevölkerung in Bürgerversammlungen und in den Medien nach einem besseren öffentlichen Personen-Nahverkehr (ÖPNV) veranlaßten den SPD-Ortsverein Wenden, diese Untersuchung beim Verkehrsclub Deutschland (VCD) in Auftrag zu geben. Rat und Gemeindeverwaltung in Wenden setzten sich in den letzten Jahren fast ausschließlich für Verbesserungen des motorisierten Individualverkehrs (MIV) ein. Es wurden zwar ein paar neue Buswartehallen und wenige Kilometer Radwege eingerichtet, Fehlplanung gab es aber dennoch genug. Eine Verbesserung der Infrastruktur für die Teilnehmer am Umweltverbund, Stadtpläne und gebrauchstüchtige Buswartehallen, wurden nur vereinzelt geplant und umgesetzt. Die Lärm- und Abgasbelastungen durch den MIV sind in Wenden ständig gestiegen und beeinträchtigen die Lebensqualität in Wenden, Möllmicke und Gerlingen. Die Standortvorteile für den innerörtlichen Einzelhandel stehen auf dem Spiel.Auf der Suche nach Möglichkeiten, die Verkehrsprobleme in deutschen Städten zu lösen und gleichzeitig deren urbane Qualitäten zu verbessern, wird in den letzten Jahren zunehmend auf ein'differenziertes Angebot im ÖPNV' gesetzt.
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Ziel dieser Untersuchung ist eine kritische Auseinandersetzung mit dem heutigen ÖPNV-Angebot in der Gemeinde Wenden, der Qualität von Bus und Bahn sowie die Suche nach Möglichkeiten der Verbesserung dieses Angebots. Die Untersuchung richtet sich als Informations- und Entscheidungshilfe an Politiker und Verwaltung sowie an die Verkehrsbetriebe Westfalen-Süd (VWS) und Westfalen-Bus GmbH (WB) als potentielle Anbieter, aber auch an Verkehrs- und Regionalplaner, die sich generell mit dem Thema ÖPNV befassen. Es werden Vorschläge für eine bessere Anbindung von Bus und Bahn erarbeitet, um die Akzeptanz für den ÖPNV zu verbessern. Bürger kritisieren, daß die Busse zu selten fahren, die Wohngebiete nicht erschlossen sind und eine Abstimmung mit der Bahn nicht vorhanden ist. |
Die Zentralisierung von Versorgungs- und Kommunikationseinrichtungen hat den Zwang zu großen Verkehrsleistungen steigen lassen. Menschen ohne Auto sind durch lange Fußwege vom öffentlichen Leben abgeschnitten und deshalb auf den ÖPNV angewiesen. Meist sehen die Verkehrsbetriebe ihre Grundlage unter betriebswirtschaftlichen Aspekten einer öffentlichen Verkehrsbedienung. Das 'öffentliche Verkehrsinteresse' (das laut PBefG von den Betreibern zu berücksichtigen ist) steht dabei im Hintergrund.
Für unterschiedliche Erfordernisse im ÖPNV kommen heute in vielen Regionen die 'Differenzierten Bedienungsformen' zur Anwendung.
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Die Bestandsanalyse zeigte, daß einige Gemeindeteile nur unzureichend an den ÖPNV angebunden sind. Ohne eine ÖPNV-Verbindung sind ca. 30 % der Bevölkerung, besonders in den Ortsteilen Huppen, Büchen und Bebbingen. Sie müssen mehr als 300m zur Haltestelle zurücklegen. 22 % der Wendener Bevölkerung hat einen Weg von unter 150 Metern bis zur nächsten Haltestelle. |
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Aus den Werten für die Haltestellenerreichbarheit und dem Fahrplanangebot wurde die ÖPNV-Qualität ermittelt. Der Wert 1,00 der ÖPNV-Qualität wurde für eine Haltestellenentfernung von weniger als 150 Metern und einen Stundentakt von morgens 5:00 bis 24:00 Uhr vergeben. |
Es wird zwischen Montag und Freitag an Schultagen insgesamt eine ÖPNV-Qualität von 0,16 bzw. 0,34 erreicht, wenn die Entfernungen von 150 m und 300m zu Grunde gelegt werden. An Wochentagen in den Schulferien sinken die Werte auf 0,13 bzw. 0,28 ab. Am Wochenende ergeben sich noch weit schlechtere Werte. Besonders die Ortsteile Heid, Vahlberg, Löffelberg, Bebbingen, Huppen, Döingen, Büchen und Dörnscheid sind nicht, Elben, Schönau und Ottfingen nur sehr schlecht mit dem Bus zu erreichen. Diese hier aufgezählten Wohngebiete könnten mit einem AST oder BürgerBus an den ÖPNV angeschlossen werden.
Flächendeckendes AST-Angebot
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Nach den Berechnungen könnte ein BürgerBus Wenden kostendeckend betrieben werden. Berücksichtigt wurden dabei eine zweimalige morgendliche Anbindung der Wohngebiete von montags bis freitags und zwei Nachmittagsfahrten am Donnerstag. Es würden im Jahr ca. 46.000 km mit dem BürgerBus-Fahrzeug zurückgelegt werden. Durch Werbeeinnahmen könnte eine Kostendeckung erreicht werden. Voraussetzung ist die Vereinsgründung BürgerBus-Wenden. Der BürgerBus hat allerdings ein deutlich niedrigeres Angebot und kann nicht die Mobilitätsbedürfnisse am Abend und von Jugendlichen befriedigen. |
Der VCD Kreisverband ist der Meinung, daß die AST-Betriebsführung durch die Verkehrsbetriebe VWS durchgeführt werden sollte, damit eine Anerkennung der ÖPNV-Regelfahrscheine mit einem Komfortzuschlag verbunden werden könnte. Die Verkehrsbetriebe würden eine jederzeit zu erreichende Mobilitätszentrale einrichten, um Fahrplanaus-künfte und die AST-Bestellungen entgegenzunehmen. Als weitere Möglichkeit schlägt der VCD den Einsatz von BürgerBussen am Vor- und Nachmittag und ein Einsetzen des Anruf-Sammeltaxis nach 20:00 Uhr vor. Der Gefahr, daß mit Anruf-Sammeltaxen der weitere Rückzug vom gebundenen Linienverkehr vorangetrieben und es in wenigen Jahren nur noch Taxi-Anmeldeverkehre, Kleinbusse mit flexibler Linienführung und den Bürgerbus geben wird, ist durch eine gute Information der Bevölkerung über das dreistufige Bedienungskonzept zu begegnen, damit sie sich nicht vom ÖPNV abwenden. Dazu sind 'kompetente Mobilitätsberater' bei den Verkehrsbetrieben einzustellen, die Auskünfte zum vorhandenen ÖPNV-Angebot geben und die Anmeldungen für AST-Fahrten entgegennehmen können. Von dem vorgeschlagenen Gesamtkonzept 'Differenziertes Bedienungsmodell' wurden meist nur Einzelkomponenten, wie Fahrplanverbesserungen und AST-Verkehre in der Praxis erprobt. Für die Betrachtung des Gesamtkonzeptes dürfen nicht nur Ergebnisse einzelner Komponenten herangezogen werden, erst das 'Verkehrliche Gesamtkonzept' mit all seinen Auswirkungen auf Tarif-, Netz- und Fahrplanangeboten ermöglicht objektive Bewertung und führt zu einer wirklichen Verbesserung.
Es liegt nun in der Hand der kommunalen Entscheidungsträger, wie der ÖPNV in der Gemeinde Wenden besser gestaltet werden soll.
Differenzierte Bedienungsformen im ÖPNV und rechtliche Grundlagen: Das differenzierte Bedienungsmodell, Verschiedene Nahverkehrssysteme, Schienengebundene Verkehrssysteme, Nichtschienengebundene Verkehrssysteme, Einsatzformen von Taxen im ÖPNV,
AST-Berechung für Wenden: AST-Verbindungen, Verkehrstage, Angebotene AST-Fahrten, AST-Besetzungszahl, Reiseweite im AST, Fahrpreise für Taxi und Funkmietwagen, Zwei unterschiedliche AST-Betreibermodelle,
BürgerBus-Berechnung: BürgerBus-Verbindungen in der Gemeinde, Wirtschaftlichkeitsberechnungen für BürgerBus Wenden,
Herausgeber
Redaktion: Achim Walder - Ingrid Walder
Text: Achim Walder und Freunden
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