Zu Fragen 1 und 2)
Für Bündnis 90/DIE GRÜNEN hat der öffentliche Personennahverkehr große
Bedeutung. Wir betrachten dabei den schienengebundenen ÖPNV als das
Rückgrat und den Bus als notwendige Ergänzung - entweder in der
Zubringerfunktion zur Schiene oder - da wo keine Schienenverbindungen
bestehen, als Ersatz. Jede/r Einwohner/in sollte die tatsächliche
Wahlfreiheit des Verkehrsmittels haben und nicht ausschliesslich auf ein
Verkehrsmittel (das Auto) angewiesen sein. In diesem Sinne wünsche ich mir"freie Fahrt für freie Bürger/innen".
In den vergangenen 3 - 4 Jahren sind zweifellos Verbesserungen im Angebot
des ÖPNV vorgenommen worden (Rothaarbahn, Obere Lahntalbahn, demnächst
Hellertalbahn usw.), aber gerade der eher ländliche Bereich unseres Kreises
benötigt weitere Angebotsverbesserungen, damit er eine tatsächliche
Alternative zum Individualverkehr darstellt.
Für mich ist die Johannlandbahn ein nötiger Baustein zur Verbesserung. Mit
der Wiederinbetriebnahme des Personenverkehrs auf der Johannlandbahn ist es
möglich, eine schnelle "Alltagsverbindung" zwischen Siegen und dem
Netpherland zu haben und darüber hinaus eine Anbindung an die"Hauptmagistralen" nach Köln - Gießen - Hagen für die Bewohner/innen des
Netpherlandes herzustellen.
Auch im Busangebot sind Verbesserungen vorgenommen worden (Ich denke mit
einigem Schrecken an die Zeiten, in denen ich als Mutter mit Kinderwagen
den Bus benutzt habe.) Niederflurbusse - so wie sie heute auf einigen
Linien eingesetzt werden, sind da eine große Erleichterung. Aber auch hier
sind weitere Verbesserungen möglich, z. B. verbesserte Anbindung gerade im
ländlichen Bereich, Umgestaltung des Busangebotes als "Zubringer" zur
Schiene, Rundverkehre zur besseren Erschließung und Anbindung der
Stadtteile, Busspuren, Park & Ride-Plätze, die diesen Namen auch verdienen,
Bürgerbus und Nachtverbindungen usw. Die Tarifstruktur bedarf m. E. der
Optimierung. Tagesnetzkarten gültig für alle ÖPNV-Angebote - sollten
transparent sein und werbewirksam verkauft werden.
Zu Frage 3)
Auf Initiative von Bündnis 90/DIE GRÜNEN wurden vom Land NRW 35 Mio. DM in den vordringlichen Bedarf des ÖPNV-Bedarfsplanes aufgenommen. Dies geht zurück auf eine Zusammenarbeit von hier im Bereich tätigen Mitgliedern meiner Partei (u. a. von mir) und unseren Vertretern im Landtag NRW. Im Kreistag haben wir versucht, weitere Mittel für z. B. Planungen und Untersuchungen zur Reaktivierung der Johannlandbahn im Haushalt 99 einzustellen. Leider ist dies am "NEIN" der Koalition aus SPD/CDU im Kreistag gescheitert. Wir sind in informellen Kontakten mit Vertretern der DB AG und NE-Bahnen, um die Vorstellungen und Möglichkeiten wie der Personenverkehr der Johannlandbahn zu reaktiven ist, zu konkretisieren.
Zu Frage 4)
Ich bewerte diese Tatsache aus außerordentlich positiv (s. Antwort zu 3).
Ich hoffe und wünsche mir, dass unsere Region dieses auch als Chance
begreift, Investitionsmittel hier zu binden. Dies ist nicht nur ein Vorteil
für den ÖPNV, sondern auch ein Betrag Arbeitsplätze zu sichern und zu
schaffen.
Der Gutachter hat die Folgekosten-Rechnung - wie er selbst ausführt - an
der oberen Grenze angelehnt. Was seine Annahmen über Fördermittel
anbelangt, so ist dies mit der Einstellung der DM 35 Mio. (Fördersatz 90 %)
verbessert worden. Sollten dennoch in der Anlaufphase Folgekosten
abzudecken sein, könnte dies aus den Mitteln des Zweckverbandes geschehen,
von denen alleine der Kreis Siegen-Wittgenstein DM 1 Mio./Jahr erhält oderüber die durchgestellten Regionalisierungsmittel. Das Beispiel der
Westerwaldbahn zeigt jedoch, dass eine - vergleichbare - NE-Bahn
kostendeckend betrieben werden kann.
Zu Frage 5)
Letzten Samstag (10.07.) mit dem Stadtbus in die Oberstadt und der Linie 43
nach Hause. Seit ich nicht mehr suchen muß, wo denn der Bus jetzt steht und
fährt, sind meine Erfahrungen positiv. (Ich wohne in Siegen-Mitte, die
Linie 43 fährt im 1/2-Stunden-Takt). Beruflich habe ich zuletzt am 23.06.öffentliche Verkehrsmittel benutzt, und zwar in Hamburg. Hier war ich
rechtlos begeistert: Schneller als jedes Taxi fahren Bus und S-Bahn
aufeinander abgestimmt durch die Stadt. Mit einer Tagesnetzkarte zum Preis
von DM 8,-- hätte ich den Großraum Hamburg durchqueren können. Meine"Hamburger Erfahrungen" sind sicher nicht 1:1 auf Siegen-Wittgensteinübertragbar. Ein Flächenkreis stellt andere Anforderungen als eine
Großstadt, aber eine preiswerte - an den Haltestellen beworbene -
Tagesnetzkarte und eine ebenfalls in den Haltestellen transparent
dargestellte Tarifgestaltung wäre auch in unserem Bereich machbar.
Herausgeber
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