Johannlandbahn


Wahlprüfsteine der Bürgerinitiative "Pro Johannlandbahn" e.V.
zur Kommunalwahl 1999 von Ulf Stötzel, CDU

Fragen an die Kommunalpolitiker

  1. Welche Bedeutung messen Sie als Bürgermeister- bzw. Landratskandidat dem öffentlichen Personennahverkehr (Bus) und dem schienengebundenen Personennahverkehr (Bahn) in unserer Region bei und in welchen Bereichen sehen Sie Entwicklungsperspektiven?
  2. Welche Vorstellungen haben Sie von einem modernen Personennahverkehr im ländlichen Raum? Inwieweit entspricht das derzeitige Angebot von VWS, Westfalenbus und Deutscher Bahn AG Ihren Vorstellungen?
  3. Welche Aktivitäten wurden oder werden von Ihnen unternommen, um die Johannlandbahn "auf die Schiene" zu bringen?
  4. Wie bewerten Sie die Tatsache, daß das Land Nordrhein-Westfalen 35 Millionen DM für die Reaktivierung der Johannlandbahn im vordringlichen Bedarf des ÖPNV-Bedarfsplans bereit-gestellt hat? Von Gegnern der Johannlandbahn werden in diesem Zusammenhang die Folgekosten des Bahnbetriebes als Gegenargument ins Feld geführt. Wie stehen Sie dazu?
  5. Wann haben Sie das letzte Mal privat, beruflich oder im Rahmen Ihrer politischen Tätigkeit eine Fahrt mit der Bahn (fahrplanmäßiger Verkehr) oder dem Bus (Linienverkehr) zurückgelegt? Wie waren Ihre Erfahrungen?

Zu Frage 1)

In einem Flächenkreis wie der Kreis Siegen-Wittgenstein ist das Auto ein unverzichtbares Transportmittel und trägt wesentlich zur Mobilität der Bevölkerung und der Wirtschaft bei.
Ich setze mich jedoch dafür ein, daß einerseits für diejenigen Bevölkerungsteile, die sich kein Auto leisten wollen oder können, und andererseits zur Minderung der durch den Individualverkehr entstehendenökologschen und verkehrlichen Belastungen das ÖPNV-Angebott weiter ausgebaut wird.
Kurzfristigen Handlungsbedarf bzw. Entwicklungsmöglichkeiten sehe ich u. a.
* in einer wesentlich verbesserten Fahrgastinformation am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) in Siegen und
* darüberhinaus durch zeitgemäße Fahrplan- und Tarifinformationen. u. a. auf CD-ROM und im Internet, für die Bevölkerung in Stadt und Kreis,
* der baldigen Einführung eines Gemeinschaftstarifes Bahn und Bus (nach meinen Kenntnissen plant der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd ZWS zusammen mit den Verkehrsuntemehmen die Einführung zum 1. 6. 2000),
* in der Bedienung von Tagesrandlagen im Busangebot im Stadtgeblet von Siegen und in der Bedienung der umliegenden Mittelzentren,
* in der weiteren Optmierung von Taktverkehren auf den Buslinien, vor allem auch in die Stadtteile von Siegen,
* in der verbesserten Abstimmung der Fahrpläne von Bussen und Bahnen, in der Einführung von weiteren Städteverbindungen auf der Bahn von Köln nach Siegen damit besonders junge Leute z. B. von Konzertbesuchen wieder sicher nach Hause kommen,
* in fahrgastfreundlichen Zugangsmöglichkeiten zu den Bahnhöfen Siegen (Kurzparkmöglichkeiten) und Weidenau (u. a. Personenaufzug).

Ich weise allerdings auch bei dieser Gelegenheit gerne darauf hin, daß es mit der Regionalisierung des SPNV ab 1 1.1996 durch den ZWS gelungen ist, mehr Züge fahren zulassen, einen Taktverkehr und vor allem auch wieder durchgehend eine Wochenendbedienung auf allen Bahnlinien einzuführen. Ich denke, wir können mit dieser Angebotsausweitung konzentriert auf den
Eisenbahnknotenpunkt Siegen - vorerst zufrieden sein! Mittel- bis langfristig ist für mich im Ballungsraum Siegen ein schneller und komfortabler S-Bahnverkehr ggfls. von Wissen über Siegen - ggfls. Flügelung ins Netpherland, Kreuztal - ggfls. Flügelung bis Hilchenbach und bis Finnentrop denkbar. Handlungsbedarf sehe ich nach wir vor In der Durchbindung der InterRegio-Lirile 22 nach Siegen-Hauptbahnhof und in der Erweiterung dieser kurzlaaufenden IR-Linie in attraktive Quell-/Zielgebiete ebenso wie vor allem in dem dauerhaften Erhalt dieser einzigen Schienenpersonenfernverkehrslinie der Region. Das Oberzentrum Siegen muß direkt an den Femverkehr der Deutschen Bahn AG angeschlossen bleiben!

Zu Frage 2)

Für meinen bisherigen Wirkungsbereich entspricht der bisherige Personennahverkehr dem aus unserer Sicht Erreichbaren, wobei es hier und da noch Verbesserungsmöglichkeiten gibt, die allerdings von der VWS sehr streng unter Kostengesichtspunkten gesehen werden. Als Positiv ist herauszuheben, daß in verschiedenen Baugebieten, unter anderem in Netphen, Brauersdorf, Dreis-Tiefenbach bereits der öffentliche Personennahverkehr eingeführt ist.
Ich denke, daß das Angebot von VWS, Westfalenbus, Deutscher BahnAG und eventuell Johannlandbahn insgesamt für den Bereich des Siegerlandes und der .Stadt Siegen komplett Überdacht werden muß, insbesondere unter den neu gegebenen Strukturen.
Auf jeden Fall muß für die Bevölkerung bei allen eventuellen Änderungen ein wesentlicher Vorteil entstehen, sonst ist die Abstimmung mit den"Privat-PKWs” vorprogrammiert - zu Lasten des ÖPNV und des SPNV.

Zu Frage 3)

Im Jahre 1989 habe ich als damaliger Baudezement intensive Gespräche mit dem Bundesminister für Verkehr, dem Minister für Stadtentwicklung, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen und mit dem Präsidenten des Bundesverbandes Deutscher Eisenbahnen, Herrn Direktor Ludwig, die Möglichkeiten der Einrichtung einer Stadtbahn auf der Gleisstrecke der Siegener Kreisbahn mit Anbindung an das Netz der Deutschen Bundesbahn bis Siegen untersucht und das Projekt für das damalige ZIN-Programm des Landes Nordrhein-Westfalen angemeldet.
Der Rat der Gemeinde Netphen hat sich mit großer Mehrheit dieser Planung angeschlossen.
Die von der hiesigen Verwaltung unter meiner Regie erarbeiteten Vorentwürfe entsprechen sowohl im Bezug auf die Linienführung als auch in Bezug auf die geschätzten Kosten in etwa den Kosten, die das im vorigen Jahr veröffentlichte Gutachten beinhaltet. Der Rat der Gemeinde Netphen steht
grundsätzlich unverändert zu der Johannlandbahn.
Wie aber bereits im Kreisverkehrsausschuß dargelegt, ist das Projekt aus der Sicht aller Beteiligten nur möglich bei Einbindung in ein Gesamtsystem, das gleichzeitig auch die Betriebskosten und die bisher erwarteten Verluste der VWS abdeckt. Hier kommt es insbesondere auf die Ergebnisse der zukünftigen Bemühungen um den Schienenpersonen- und den öffentlichen
Personennahverkehr (Bus) an.

Zu Frage 4)

Ich bewerte diese Tatsache positiv, weil die Einrichtung der Johannlandbahn auf absehbare Zeit die einzige Möglichkeit sein wird, einen Teil des Individualverkehrs, aber auch des Busverkehrs, aus dem Straßennetz zu elliminieren.
Die Bereitstellung der Mittel für die Johannlandbahn korrespondiert mit dem demnächst zu erwartenden Spatenstich für die Umgehungsstraße Netphen, so daß insoweit die Koordination beider Maßnahmen gegeben ist.
Die Johannlandbahn soll die schnelle Erreichbarkeit der Einkaufsstandorte Weidenau und Siegen, sowie die Erreichbarkeit der Arbeitsstätten im Stadtgebiet sichern und im Gegenzug natürlich die Auspendler aus der Stadt Siegen in Richtung Netphen (Telekom, Siegener Zeitung und die zahlreichen Netphener Industriebetriebe) ebenfalls sicherstellen.

Zu Frage 5)

Im Frühjahr dieses Jahres sind wir mit einem Wochenend-Ticket der Deutschen Bundesbahn zu einer Aufführung nach Köln gefahren.
Meine Erfahrungen mit dieser Fahrt waren gut. Insbesondere Gruppenreisen dieser Art halte ich persönlich für sehr gut.

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