Johannlandbahn


Wahlprüfsteine der Bürgerinitiative
"Pro Johannlandbahn" e.V.
zur Kommunalwahl am 12.9.1999
Michael Kringe, Wählerbund F.D.P./UWG

Fragen an die Kommunalpolitiker

  1. Welche Bedeutung messen Sie als Bürgermeister- bzw. Landratskandidat dem öffentlichen Personennahverkehr (Bus) und dem schienengebundenen Personennahverkehr (Bahn) in unserer Region bei und in welchen Bereichen sehen Sie Entwicklungsperspektiven?
  2. Welche Vorstellungen haben Sie von einem modernen Personennahverkehr im ländlichen Raum? Inwieweit entspricht das derzeitige Angebot von VWS, Westfalenbus und Deutscher Bahn AG Ihren Vorstellungen?
  3. Welche Aktivitäten wurden oder werden von Ihnen unternommen, um die Johannlandbahn "auf die Schiene" zu bringen?
  4. Wie bewerten Sie die Tatsache, daß das Land Nordrhein-Westfalen 35 Millionen DM für die Reaktivierung der Johannlandbahn im vordringlichen Bedarf des ÖPNV-Bedarfsplans bereit-gestellt hat? Von Gegnern der Johannlandbahn werden in diesem Zusammenhang die Folgekosten des Bahnbetriebes als Gegenargument ins Feld geführt. Wie stehen Sie dazu?
  5. Wann haben Sie das letzte Mal privat, beruflich oder im Rahmen Ihrer politischen Tätigkeit eine Fahrt mit der Bahn (fahrplanmäßiger Verkehr) oder dem Bus (Linienverkehr) zurückgelegt? Wie waren Ihre Erfahrungen?

 

Zu Frage 1)

Die Bedeutung des ÖPNV (Bahn und Bus) in unserer Region wird in den kommenden Jahren erheblich zunehmen. Für mich persönlich und für den Wählerbund Netphen F.D.P./UWG stehen Individualverkehr und ÖPNV grundsätzlich gleichberechtigt nebeneinander. Seit Jahren stellen wir jedoch fest, daß das Siegerland die dynamische Entwicklung beim ÖPNV in unseren Nachbarregionen (Regionalverkehr Kurhessen, Rhein-Main-Verkehrsverbund, Verkehrsverbund Rhein-Ruhr, Verkehrsverbund Rhein-Sieg. usw.) verschläft. Auch gegenwärtig bemüht man sich nur halbherzig - auf Druck der Landesregierung - , den Anschluß zu schaffen. In der Vergangenheit hat man sich darauf beschränkt, die Standards der 60iger Jahre zu halten. Die Philosophie der VWS war - gesteuert durch den Kreistag und vor allem den ehemaligen OKD Forster - nicht "angebotsorientiert", sondern "nachfrageorientiert". Die VWS hat sich im wesentlichen darauf beschränkt, den lukrativen, weil von dritter Seite subventionierten Schülerverkehr abzuwickeln und für den örtlichen Berufsverkehr ein knapp ausreichendes Angebot vorzuhalten. Damit hat man zwar in der Regel schwarze Zahlen produziert, jedoch übersehen, daß ein leistungsstarker und kundenfreundlicher ÖPNV ein nicht zu unterschätzender Standortfaktor für die Region ist. Überfällig sind eine Neuordnung des Liniennetzes, ein Verbundtarif von Bus und Bahn, verbunden mit einer Neuordnung des jetzigen antiquierten Tarifsystems mit vielen kleinen Teilstrecken, eine Reduzierung der geradezu abschreckenden Fahrpreise, eine fahrplanmäßige Verknüpfung von Bahn und Bus, eine verbesserte Angebotsinformation für die Fahrgäste und eine durchgreifende Modernisierung des gesamten Betriebsablaufs. Entwicklungsperspektiven gibt es also reichlich.

Zu Frage 2)

Das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität besteht nicht nur in den Ballungsgebieten, sondern auch bei uns im ländlichen Raum. Deshalb darf ein leistungsfähiger ÖPNV nicht nur an Rhein und Ruhr stattfinden. Eine Kopie der Systeme der großen Verkehrsverbünde ist jedoch wegen der Gegebenheiten im ländlichen Bereich nicht möglich. Es sind eigene, der Region gerecht werdende Konzepte nötig. Das derzeitige Angebot genügt den Erfordernissen besonders in den Abendstunden, an den Wochenenden und in den abseits der Hauptstrecken gelegenen Ortsteilen bei weitem nicht.
a) Es fehlt zum Beispiel eine Abstimmung der Fahrpläne der verschiedenen Anbieter.
So treffen die Züge aus Köln im Takt um 9.48, 10.48, 11.48 usw. Uhr in Siegen Hbf. ein, die Linie 61 nach Netphen fährt aber seit Jahr und Tag um 9.43, 10.43, 11.43 usw. Uhr in Siegen ab. Anschluß: Fehlanzeige. Übergang: 55 Minuten.
Die Regionalbahn aus Hagen trifft in Weidenau um 19.45, 20.45, 21.45, 22.45 usw. Uhr ein. Die Linie 61 nach Netphen fährt um 19.30, 20.30, 21.35 Uhr ab. Die Übergangszeiten betragen zum Teil mehr als eine Stunde. Nur der letzte Bus um 22.51 Uhr ab Weidenau hat Anschluß, wenn die Bahn pünktlich ist.
Samstags vormittags fährt die Linie 61 um 7.08, 8.12 Uhr bzw. 9.12 Uhr ab Netphen Brücke. Der Westfalen - Bus (Linie 60) verkehrt um 7.08, 8.13 und 9.38 Uhr. Dazwischen findet Busverkehr nach Siegen nicht statt.
Die Beispiele ließen sich nahezu beliebig fortsetzen.
b) Durch das Fehlen eines Verbundtarifes von Bahn und Bus werden die Fahrgäste zusätzlich abgeschreckt. Einen solchen Tarif gibt es nicht einmal zwischen Bahnbus (Westfalenbus GmbH) und Deutscher Bahn AG.
c) In den Abendstunden und an den Wochenenden wird das Netpherland nur völlig unzureichend bedient. Die VWS verkehrt spätabends zwischen Siegen Hbf. und Netphen bzw. Netpher Ortsteilen gar nicht.
Der Zweckverband ÖPNV hat bei der Vorstellung des derzeitigen Sommerfahrplans auf die verbesserten Spätangebote der Deutschen Bahn AG aus Köln, Gießen und Hagen hingewiesen. Auch die Bürgerinnen und Bürger des Siegerlandes sollen so die Möglichkeit haben, kulturelle oder sportliche Ereignisse in den Großstädten wahrzunehmen, ohne den eigenen PKW benutzen zu müssen. Wer jedoch im Netpherland wohnt, hat abends ab Siegen keine Chance mehr. Selbst Kinobesucher müssen in Siegen vorzeitig die Vorstellung verlassen, um den letzten Bus nach Netphen (montags bis freitags 22.51 Uhr und sonntags 21.35 Uhr ab Weidenau!) zu erreichen. Besonders für unsere Jugendlichen muß hier Abhilfe geschaffen werden .
Bei der Deutschen Bahn AG ist besonders das kontinuierliche Abbinden Siegens vom Fernverkehr zu kritisieren. Die Inter-Regio-Linie 22 ist mit der jüngsten Fahrplanumstellung ausgedünnt worden. Die Früh- und Spätverbindungen von und nach Frankfurt/Hagen sind eingeschränkt worden.
Durch den Wechsel beim Stundentakt sind die bislang hervorragenden Verbindungen von und nach Berlin bzw. in die neuen Bundesländer entfallen. Das eingesetzte Wagenmaterial läßt zu wünschen übrig. Die Deutsche Bahn AG beabsichtigt wohl nach wie vor, die Fernverkehrsstrecke Gießen/Siegen/Hagen einzustellen, so wie die D-Züge auf der Siegstrecke schon seit einigen Jahren gestrichen sind.

Zu Frage 3)

Als Mitglied des Wählerbundes Netphen habe ich den Ratsbeschluß zur Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Johannlandbahn mitgetragen. Leider verfüge ich derzeit nicht über weitergehende persönliche Möglichkeiten zur Einflußnahme auf die überörtlichen Entscheidungsprozesse. Sollten die Bürgerinnen und Bürger mir bei der Kommunalwahl 1999 ihr Vertrauen aussprechen, so werde ich mich persönlich des Themas annehmen.

Zu Frage 4)

Das Bereitstellen von 35 Mio. DM durch das Land NRW bewerte ich äußerst positiv. Endlich einmal fließen Infrastrukturmittel in größerem Rahmen auch in den ländlichen Raum. Die Folgekosten des Bahnbetriebes sollten auch von den Befürwortern der Johannlandbahn im Auge behalten werden. Die Gemeinde Netphen ist nicht in der Lage, jährliche Betriebsverluste von etwa 3 Mio. DM aus den laufenden Einnahmen des Verwaltungshaushalts zu finanzieren, jedenfalls nicht ohne drastische Anhebung der kommunalen Steuersätze. Vor einer endgültigen Entscheidung über die Wiederaufnahme des Personenverkehrs auf der Johannlandbahn muß deshalb verbindlich geregelt sein, daß der Zweckverband Personennahverkehr Westfalen-Süd als ganzer für die zu erwartenden Betriebsverluste aufkommt, mit anderen Worten daß die gesamte Region solidarisch hinter dem Projekt steht.

Zu Frage 5)

Privat nutze ich oft - insbesondere in den Wintermonaten - öffentliche Verkehrsmittel. Verglichen mit anderen Anbietern sind die Preise der VWS zu hoch. Darüber hinaus kommt es desöfteren zu Verspätungen zum Beispiel durch Verkehrsstaus in Dreis-Tiefenbach und Netphen sowie den zeitraubenden manuellen Verkauf von Einzelfahrscheinen.
Die Johannlandbahn könnte sicherlich zur Reduzierung des"Verkehrsinfarktes" beitragen. Bei einer Wiederinbetriebnahme bis Deuz wäre allerdings zu bedenken, daß Fahrgäste aus dem Johannland wieder umsteigen müssen. Auch die Problematik der Anreise zum jeweiligen Bahnhof muß noch einmal näher beleuchtet werden. Für viele Fahrgäste ist der Weg zur Bushaltestelle mitunter gerade noch zu Fuß machbar, zu den drei Bahnhöfen jedoch nicht mehr.
Für Fernreisende sind die Regionalzüge der Deutschen Bahn AG sowohl von den Fahrzeiten als auch vom Wagenmaterial wenig attraktiv. Auch die auf meiner letzten Urlaubsreise mit der Deutschen Bahn AG gemachten Erfahrungen waren nicht sehr positiv (Verspätungen, mehrmaliges Umsteigen, ...).

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Herausgeber
Christian Wachs, Annette-von-Droste-Hülsdorf Str. 12, 57250 Netphen
Tel. 49(0)271-4852330, 4xwachs>>@<<gmx.de

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